Manfred Börgens Mathematik auf Briefmarken # 131 |
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Mathematiker, die einen Nobelpreis gewonnen haben
Bekanntermaßen gibt es keinen Nobelpreis für Mathematik - statt dessen werden der Abel-Preis, die Fields-Medaille und andere Auszeichnungen verliehen. Aber zahlreiche Mathematiker haben einen Nobelpreis erhalten. Alle Preise außer dem Friedensnobelpreis gingen bereits an Mathematiker, also für Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Wirtschaft. In einer losen Reihe sollen diese Preisträger hier von Zeit zu Zeit vorgestellt werden.
Naturgemäß haben die Mathematiker, die einen Nobelpreis verliehen bekamen, weitere Meriten in einem anderen Gebiet erworben. Oft handelt es sich um Wissenschaftler, die sich nach ihrem Mathematikstudium einem naturwissenschaftlichen Anwendungsgebiet zugewandt haben. Am häufigsten findet man jedoch Mathematiker unter den Preisträgern des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften. In diese Reihe sollen auch Wissenschaftler aufgenommen werden, die aus anderen Disziplinen stammen, aber wichtige Beiträge für die Mathematik geliefert haben. Die Reihe ist dadurch limitiert, dass es nicht von allen Nobelpreisträgern Briefmarken gibt. Aber erfreulicherweise kommen immer noch neue hinzu. |
![]() Monaco 1983 Michel 1605 Scott 1395 Alfred Nobel |
→ Folge 1 Russell (Literatur) → Folge 2 Bardeen (Physik) → Folge 3 Tinbergen (Wirtschaft) → Folge 4 Cormack (Medizin) → Folge 5 Lorentz (Physik) → Folge 6 Solschenizyn (Literatur) → Folge 7 Echegaray (Literatur) → Folge 8 Einstein (Physik) → Folge 9 Penrose (Physik) → Folge 10 Ross (Medizin) → Folge 11 Aumann (Wirtschaft) |
Folge 12 Richard Feynman, 1939 Sieger in der William Lowell Putnam Mathematical Competition
(1918 - 1988, Nobelpreis für Physik 1965)
Richard Feynman war einer der bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts und gewann 1965 den Nobelpreis. Er erscheint auf dieser Seite, weil er hervorragende mathematische Fähigkeiten besaß, die er in der Quantenphysik einsetzte. Außerdem ergibt sich eine willkommene Gelegenheit, die Putnam Competition vorzustellen. Feynman gewann diesen Wettbewerb 1939. Bevor wir näher auf sein Lebenswerk eingehen, soll die Putnam Competition erläutert werden.
Die William Lowell Putnam Mathematical Competition, kurz "Putnam Competition", ist einer der ältesten, anspruchvollsten und renommiertesten Mathematik-Wettbewerbe weltweit. Er wird jedes Jahr im Dezember von der Mathematical Association of America organisiert. Der Wettbewerb wurde von der Witwe des Rechtsanwalts und Bankiers William Lowell Putnam gegründet und finanziert. Teilnahmeberechtigt sind Studierende der US-amerikanischen und kanadischen Hochschulen, die noch keinen Abschluss erworben haben (undergraduates).
Richard Feynman zeigte in der Schule und als Student großes Talent in Mathematik. Bevor er an der Putnam Competition teilnahm, hatte er bereits die New York University Math Championship gewonnen. Als er 1939 als Bester des Wettbewerbs Putnam Fellow wurde – mit diesem Titel werden jedes Jahr die besten fünf Teilnehmer geehrt –, studierte Feynman Physik am MIT.
Wir verlassen nun die Putnam Competition und wenden uns dem weiteren Lebensweg Feynmans zu. Er wechselte nach seinem Bachelor-Abschluss am MIT zur Universität Princeton und studierte dort Quantentheorie; seine Forschungen führten 1942 zur Promotion.
Nach seiner Promotion arbeitete Feynman bis zum Kriegsende am Manhattan Project in Los Alamos und war maßgeblich am Bau der amerikanischen Atombombe beteiligt.
Nach dem Krieg wurde Richard Feynman Professor für Physik, zuerst an der Cornell University, später am California Institute of Technology. Sein Lebensthema blieb die Quantenphysik. Feynman erfand ein erfolgreiches Werkzeug, die Feynman-Diagramme zur Beschreibung der Interaktionen von Elementarteilchen. Für seine Arbeiten in der Quanten-Elektrodynamik erhielt er 1965 den Nobelpreis, zusammen mit Julian Schwinger und Shinichiro Tomonoga.
Neben der Quantenphysik arbeitete Feynman erfolgreich an den Grundlagen der
Nanotechnologie.
Was ist auf den beiden oben gezeigten Briefmarken zu sehen? Links sind mehrere Feynman-Diagramme abgebildet. Es ist eine schöne Idee der US-Postverwaltung, auf den Rückseiten einiger Briefmarken Erläuterungen zum Motiv der Marken zu geben. Auf der rechten Marke sieht man ein Schema eines Nano-Werkstoffs; Feynman wird dort als "Vater der Nanotechnologie" (portugiesisch Pai da Nanotecnologia) bezeichnet.
Richard Feynman war Mitglied der Untersuchungskommission zum Challenger-Unglück und machte durch einen kritischen Bericht zu den Ursachen auf sich aufmerksam.
Wir kehren nochmal zu Richard Feynmans Verbundenheit mit der Mathematik zurück. Ebenso wie die Relativitätstheorie haben auch die verschiedenen Spielarten der Quantenphysik eigene mathematische Grundlagen. Das wird u.a. deutlich in den schon erwähnten → Feynman-Diagrammen, die eine graphische Übersetzung komplexer mathematischer Formeln darstellen. Feynmans Name findet sich auch in der → Feynman-Kac-Formel wieder, die partielle Differentialgleichungen mit stochastischen Prozessen verknüpft. Diese Formel wird außerhalb der Physik z.B. in der Finanzmathematik verwendet.
Publiziert 2025-03-27 Stand 2024-08-10