Manfred Börgens
Mathematik auf Briefmarken  # 88
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Russell

Bertrand Russell

Palau 2001   Michel 1938   Scott 1938


Mathematiker, die einen Nobelpreis gewonnen haben

Bekanntermaßen gibt es keinen Nobelpreis für Mathematik  -  statt dessen werden der Abel-Preis, die Fields-Medaille und andere Auszeichnungen verliehen. Aber zahlreiche Mathematiker haben einen Nobelpreis erhalten. Alle Preise außer dem Friedensnobelpreis gingen bereits an Mathematiker, also für Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Wirtschaft. In einer losen Reihe sollen diese Preisträger hier von Zeit zu Zeit vorgestellt werden.

Naturgemäß haben die Mathematiker, die einen Nobelpreis verliehen bekamen, weitere Meriten in einem anderen Gebiet erworben. Oft handelt es sich um Wissenschaftler, die sich nach ihrem Mathematikstudium einem naturwissenschaftlichen Anwendungsgebiet zugewandt haben. Am häufigsten findet man jedoch Mathematiker unter den Preisträgern des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften.

In diese Reihe sollen auch Wissenschaftler aufgenommen werden, die aus anderen Disziplinen stammen, aber wichtige Beiträge für die Mathematik geliefert haben.

Die Reihe ist dadurch limitiert, dass es nicht von allen Nobelpreisträgern Briefmarken gibt. Aber erfreulicherweise kommen immer noch neue hinzu.

Auf der Marke rechts sieht man die Nobel-Medaille (hier für Literatur), die den Geehrten verliehen wird.
  Nobel-Medaille
  Monaco 1983   Michel 1605   Scott 1395
                         weitere Beiträge siehe Liste (farbcodiert)



Folge 1    Bertrand Russell
           (1872 - 1970, Nobelpreis für Literatur 1950)


Bertrand Russell ist der erste Mathematiker, der zum zweiten Mal auf meiner Briefmarkenseite erscheint. Sein Leben und sein Beitrag zur Mathematik sind bei Briefmarke # 23 nachzulesen. Außerdem wird er auf der Seite über das Trinity College erwähnt.

Nach seiner mathematischen Karriere widmete sich Russell der Philosophie. Dies lag seinem mathematischen Schaffen nicht sehr fern, da er sich überwiegend mit Problemen der Logik und der axiomatischen Grundlagen der Mathematik befasst hatte. Er ist also untypisch für die Mathematiker, die einen Nobelpreis erhielten, denn er wandte sich weder der Naturwissenschaft noch der Wirtschaftswissenschaft zu.

Russell erhielt den Nobelpreis "in Anerkennung für seine vielseitigen und bedeutenden Werke, mit denen er als Vorkämpfer von Humanität und Gedankenfreiheit hervortritt". Der Preis galt wohl vorrangig seinem Buch Marriage and Morals aus dem Jahr 1929 (dt. Ehe und Moral), aber auch anderen philosophischen Werken wie z.B. Education and the Social Order (1932), Religion and Science (1935) und Authority and the Individual (1949).

Viele seiner Schriften, die nach seinem mit Alfred North Whitehead verfassten Hauptwerk Principia Mathematica (1910-1913) entstanden, weisen starke Bezüge zur Geschichte oder zur Philosophie der Mathematik und der Naturwissenschaften auf, so u.a. The Philosophy of Logical Atomism (1918-19), An Introduction to Mathematical Philosophy (1919), Our Knowledge of the External World (1926), The Scientific Outlook (1931), An Inquiry into Meaning and Truth (1940), History of Western Philosophy (1946), Physics and Experience (1946) und Human Knowledge: Its Scope and Limits (1948).

Russell war ein äußerst produktiver Schriftsteller. Den Nobelpreis hat er aber wohl nicht nur aufgrund der liberalen und humanitären Grundhaltung seiner Schriften und wegen des großen Umfangs seines Werks erhalten, sondern auch wegen der Schönheit und Klarheit seiner Sprache. Er verstand es, seine philosophischen und politischen Anliegen in eindringliche und allen verständliche Worte zu kleiden.


Publiziert 2014-08-09          Stand 2014-07-30


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