Manfred Börgens
Mathematik auf Briefmarken  # 93
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Tinbergen

Jan Tinbergen

Niederlande 1995   Michel 1555   Scott 894


Mathematiker, die einen Nobelpreis gewonnen haben

Bekanntermaßen gibt es keinen Nobelpreis für Mathematik  -  statt dessen werden der Abel-Preis, die Fields-Medaille und andere Auszeichnungen verliehen. Aber zahlreiche Mathematiker haben einen Nobelpreis erhalten. Alle Preise außer dem Friedensnobelpreis gingen bereits an Mathematiker, also für Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Wirtschaft. In einer losen Reihe sollen diese Preisträger hier von Zeit zu Zeit vorgestellt werden.

Naturgemäß haben die Mathematiker, die einen Nobelpreis verliehen bekamen, weitere Meriten in einem anderen Gebiet erworben. Oft handelt es sich um Wissenschaftler, die sich nach ihrem Mathematikstudium einem naturwissenschaftlichen Anwendungsgebiet zugewandt haben. Am häufigsten findet man jedoch Mathematiker unter den Preisträgern des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften.

In diese Reihe sollen auch Wissenschaftler aufgenommen werden, die aus anderen Disziplinen stammen, aber wichtige Beiträge für die Mathematik geliefert haben.

Die Reihe ist dadurch limitiert, dass es nicht von allen Nobelpreisträgern Briefmarken gibt. Aber erfreulicherweise kommen immer noch neue hinzu.

Auf der Marke rechts sieht man eine Nobel-Medaille und ein Portrait von Alfred Nobel.
  Nobel-Medaille
  USA 2001   Michel 3444   Scott 3504
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        →   Folge 2   Bardeen   (Physik)
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Folge 3    Jan Tinbergen
           (1903 - 1994, Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 1969)


Der Niederländer Jan Tinbergen erhielt den ersten - neu gestifteten - Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften, gemeinsam mit R. Frisch. Er war einer der ersten Wissenschaftler, die mathematische Modelle in die Wirtschaftstheorie einführten. Tinbergen gilt als Begründer der Ökonometrie.

Tinbergen studierte Mathematik und Physik an der Universität Leiden. In seiner Doktorarbeit bearbeitete er Optimierungsprobleme; in einem Anhang stellte er ökonomische Anwendungen vor - dies war der Beginn seiner Karriere als Wirtschaftsmathematiker.

Von 1929 bis 1945 arbeitete Tinbergen für das statistische Amt der Niederlande, zeitweise gleichzeitig mit seiner Professur an der Universität Rotterdam, die er von 1933 bis 1973 innehatte.

Jan Tinbergen nahm auch politisch Stellung, u.a. zur Verteilung der Einkommen. Er forderte planende und steuernde Eingriffe des Staates in die Wirtschaft, um Stabilität zu gewährleisten. Das staatliche Handeln soll dabei auf quantitativen Analysen und mathematisch-statistischen Modellen beruhen. Die wesentlichen Grundzüge seiner Theorie hat Tinbergen bereits 1938 in seinem Hauptwerk Statistical Testing of Business-Cycle Theories formuliert. Er machte theoretische Wirtschaftsmodelle mithilfe von Mathematik und Wirtschaftsstatistik transparent und überprüfbar - und betrat damit Neuland in den Wirtschaftswissenschaften, was 1969 mit dem Nobelpreis belohnt wurde.


Publiziert 2015-11-01          Stand 2014-07-30


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