Manfred Börgens
Mathematische Probleme  # 120
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Ein mathematischer Kurzkrimi

Hier finden sie mich nie, dachte Bert. "Sie" waren seine Freunde zu Hause in Stockholm, auf deren Hilfe er dringend angewiesen war. Seit seiner Entführung war er gefühlt um die halbe Welt gefahren und geflogen worden. Am Vorabend hatte er erkennen können, dass er sich auf einem Boot befand, das in einiger Entfernung vor einer kleinen Insel ankerte. Seine Entführer sprachen kein Schwedisch und verständigten sich mit ihm in gebrochenem Englisch. Sie hatten ihn sehr früh geweckt; noch vor Sonnenaufgang teilten sie ihm mit, wie sie sich vorstellten, an das Lösegeld zu kommen. Er sollte seinen Anwalt anrufen, ihm die Lösegeldforderung übermitteln und ihm einen weiteren Anruf am Abend ankündigen, bei dem Ort und Zeit der Übergabe mitgeteilt würden.

Die Entführer hatten offenbar keine Bedenken, dass er bei den Telefonaten Hinweise auf seinen Aufenthaltsort geben könnte. Bert hatte ja selbst keine Idee, wo er war. Seine Uhr und sein Smartphone hatte man ihm abgenommen. Eine Hoffnung, wie er von seinen Freunden gefunden werden könnte, war bereits zerstoben: Er hatte daran gedacht, möglichst lange zu telefonieren, so dass das Boot geortet werden konnte. Seine Entführer hatten ihm klargemacht, dass dies zwecklos war. Die Telefonate gingen nicht direkt nach Stockholm, sondern an ein Gerät eines Komplizen in einer anderen Stadt, das in seinem Köfferchen lag und die Gespräche unmittelbar an den Anwalt weiterleiteten. Der Komplize (der wohl auch keine Fremdsprachen konnte) würde während dieser technischen Trickschaltung mit dem Köfferchen in einem Park sitzen und gleich nach jeder dieser Kommunikationen alles abschalten und nach Hause gehen.

Bert war Mathematiker. Er dachte nach. Es wurde schon dämmrig, der Himmel war klar und die See ruhig. Die Entführer hatten ihm Zeit eingeräumt, sich auf das Telefonat vorzubereiten, um seinem Anwalt seine missliche Lage klarzumachen. Dieser sollte seine Freunde (auch Mathematiker) kontaktieren, damit sie das Lösegeld beschafften. Insgeheim hoffte Bert natürlich, dass ihm noch irgendein Hinweis einfiele, der zu seiner Befreiung führen würde. Die Entführer schienen ihm offenbar freie Hand zu lassen, wann er die Anrufe machen wollte.

Berts Nachdenken war erfolgreich.

In der nächsten Nacht überraschten drei Männer einer Spezialeinheit die Entführer im Schlaf und befreiten Bert.

Wie haben seine Freunde ihn gefunden?



Lösung



Kategorie: Geomathematik


Publiziert 2022-08-23          Stand 2020-06-15


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