Manfred Börgens Mathematische Probleme # 106 |
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Parabel im Quadrat |
f sei ein quadratisches Polynom der Form f(x) = x2 + b.x + c mit b,c ∈ R .
Für welche b,c gilt f: [-1,1] → [-1,1] ?
Gesucht sind also diejenigen Parabeln f(x) = x2 + b.x + c , deren Graph für x ∈ [-1,1] vollständig im Quadrat [-1,1]2 liegt.
Man erkennt schnell, dass |b| ≤ 1 und |c| ≤ 1 gelten muss: Aus f(0)= c folgt |c| ≤ 1 ; aus f(-1)= 1 - b + c ∈ [-1,1] und f(1)= 1 + b + c ∈ [-1,1] folgt 2b = f(1)-f(-1)∈ [-2,2] .
Hier geht es um Parabeln, die sich nach oben öffnen, also ein striktes absolutes Minimum haben. Deshalb sind nur zwei Bedingungen zu überprüfen:
a) Die beiden Randpunkte müssen in [-1,1] liegen, es müssen also b und c gefunden werden, für die f(-1)∈ [-1,1] und f(1)∈ [-1,1] gilt.
b) Wir werden ohne Mühe feststellen, dass das Minimum der Parabel bei x = xextr ∈ [-1/2, 1/2] angenommen wird; dort gilt f'(xextr) = 0 . Die zweite Bedingung lautet also: f(xextr) ∈ [-1,1] .
Zu a)
a) ist teilweise schon im ersten Abschnitt untersucht worden, aber dort steht nur die Richtung
f(-1)∈ [-1,1] und f(1)∈ [-1,1] ⇒ ... , aber keine Äquivalenz.
Um zu einer Äquivalenz zu gelangen, gehen wir in vier Schritten vor:
(1) f(1) ≤ 1 ⇔ 1 + b + c ≤ 1 ⇔ c ≤ -b
(2) f(1) ≥ -1 ⇔ 1 + b + c ≥ -1 . Dies ist wegen b ≥ -1 und c ≥ -1 immer erfüllt.
(3) f(-1) ≤ 1 ⇔ 1 - b + c ≤ 1 ⇔ c ≤ b
(4) f(-1) ≥ -1 ⇔ 1 - b + c ≥ -1 . Dies ist wegen b ≤ 1 und c ≥ -1 immer erfüllt.
(1) - (4) lassen sich zusammenfassen als
(5) c ≤ -|b| . Insbesondere muss c ≤ 0 gelten.
Bild 1
Die blau-grüne Fläche in Bild 1 steht für c ≤ b , die gelb-grüne Fläche für c ≤ -b . Die grüne Fläche ist die Schnittmenge und enthält die Paare (b,c) mit c ≤ -|b| ; genau für diese liegen die Randpunkte der Parabel in [-1,1] .
Zu b)
Innerhalb der grünen Fläche in Bild 1 müssen jetzt noch diejenigen Punkte (b,c) bestimmt werden, für die das Minimum des Graphen in [-1,1] liegt.
Man stellt zunächst fest, dass das absolute Minimum der Parabel für ein x = xextr ∈ [-1/2, 1/2] angenommen wird:
f'(x) = 2x + b = 0 ⇔ x = -b/2
Also ist xextr = -b/2 ∈ [-1/2, 1/2] und f(xextr) = -b2/4 + c ≤ 0 . Der Tiefpunkt der Parabel liegt insbesondere immer in der unteren Halbebene.
In der grünen Fläche in Bild 1 erfüllen genau die Paare (b,c) mit -b2/4 + c ∈ [-1,0] , also b2/4 - 1 ≤ c ≤ b2/4 die Bedingung, dass f(xextr) ∈ [-1,1] . c ≤ b2/4 ist aber wegen c ≤ 0 trivialerweise erfüllt, so dass die Bedingung lediglich lautet:
(6) c ≥ b2/4 - 1
Für welche b ist (6) möglich? Man kann hier schon einmal Bild 2 anschauen; dort ist der Graph von c = b2/4 - 1 als unterer Rand der grünen Fläche eingezeichnet. Dieser Graph reicht offenbar nicht bis b = 1 oder b = -1 , denn nach (5) gilt die Einschränkung c ≤ -|b| (grüne Fläche in Bild 1). Wir suchen deshalb die Schnittpunkte von c = b2/4 - 1 und c = -|b| . Für den rechten Schnittpunkt, also für b > 0 , erhält man b2/4 - 1 = -b ⇔ b = √8 - 2 . Aus Gründen der Symmetrie muss also gelten:
(7) |b| ≤ 2(√2 - 1) ≈ 0,8284
Bild 2
Wir fassen (5), (6) und (7) zusammen:
|b| ≤ 2(√2 - 1) c ∈ [b2/4 - 1, -|b|]
Diese Paare (b,c) werden durch die grüne Fläche in Bild 2 dargestellt.
Beispiel: Für b = 1/2 kommen alle c ∈ [-15/16, -1/2] in Frage, also z.B. die Parabel f(x) = x2 + x/2 - 3/4 , die man in Bild 3 sieht.
Bild 3
Ein ähnliches Problem erschien in Mathematical Excalibur 1/2, Problem 6.
Publiziert 2019-03-25 Stand 2018-03-01
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