Manfred Börgens
Mathematische Probleme  # 78
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Tanzpartnerinnen


Jakob B. lebt in Basel und geht gerne tanzen. Samstags ruft er Annette oder Britta an und fragt, ob sie am Abend seine Tanzpartnerin sein möchte. Erfahrungsgemäß sagt Annette mit Wahrscheinlichkeit  pA  zu und Britta mit Wahrscheinlichkeit  pB . Jeden Samstag entscheidet Jakob sich, wen er zuerst anruft; falls das angerufene Mädchen absagt, versucht er es bei dem anderen. Jakob tanzt mit beiden gleich gern. Wie erreicht er, dass er auf Dauer mit beiden Mädchen gleich oft tanzen geht?




Lösung



Jakob rechnet aus, mit welcher Wahrscheinlichkeit  qA  er zuerst Annette anrufen muss. Für Britta ist dann die entsprechende Wahrscheinlichkeit  qB = 1 - qA .

(1)
Ruft Jakob zuerst Annette an, so tanzt er mit ihr mit Wahrscheinlichkeit  pA  und mit Britta mit Wahrscheinlichkeit  (1 - pA)·pB .

(2)
Ruft Jakob zuerst Britta an, so tanzt er mit ihr mit Wahrscheinlichkeit  pB  und mit Annette mit Wahrscheinlichkeit  (1 - pB)·pA .

Auch wenn es nicht zur Aufgabenstellung gehört: In beiden Fällen ergibt sich, dass Jakob mit Wahrscheinlichkeit  1 - pA - pB + pA·pB  mit keinem der beiden Mädchen tanzen geht.

(1) geschieht mit Wahrscheinlichkeit  qA  und (2) mit  qB , also ist Annette Jakobs Tanzpartnerin mit Wahrscheinlichkeit  qA·pA + qB·(1 - pB)·pA  und Britta mit  qA·(1 - pA)·pB + qB·pB .

Setzt man diese Wahrscheinlichkeiten gleich (mit  qB = 1 - qA ), so erhält man die gesuchte Wahrscheinlichkeit

qA = (pB - pA + pA·pB)/(2·pA·pB)

An dieser Lösung fällt auf, dass sie nicht für beliebige  pA, pB  gelten kann. Denn  qA  muss im Intervall  [0,1]  liegen.
→  Aus  qA  0  folgt   pA - pB ≤ pA·pB .
   Aus  qA  1  folgt   pB - pA ≤ pA·pB .

Also kann Jakob nur dann mit Annette und Britta gleich oft tanzen gehen, wenn gilt:

|pA - pB| ≤ pA·pB 

Welche Werte von  x = pA  und  y = pB  zu einer Lösung führen, kann man der folgenden Grafik entnehmen. Die Lösungsfläche ist grau eingefärbt, die Begrenzungskurven erhält man mit den berechneten Ungleichungen. Aus dem bestimmten Integral der unteren Begrenzungskurve ergibt sich, dass die Lösungsfläche nur den Anteil  (2 ln 2) - 1  (ca.  38,6 % ) des Einheitsquadrats einnimmt.

Loesungsflaeche


Beispiele

pA = 3/4   und   pB = 1/2  ⇒  qA = 1/6

pA = 4/5   und   pB = 2/5  ⇒   keine Lösung





Publiziert 2011-03-22          Stand 2010-11-03


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