Manfred Börgens
Mathematische Probleme  # 70 
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Warum ist  10000010000012264  keine Primzahl ?


Die Antwort lautet in Kurzform :  Weil die Anzahl der Nullen zwischen den Einsen ungerade ist. ( 2264  ist dabei die Basis der Zahldarstellung und vollkommen willkürlich gewählt).

Ausführlich lautet die Behauptung :
y1 = 1 ,  yn+1 =  yn + bk·n  definiert eine Zahlenfolge  yn , die in Basis  b  geschrieben aus  n  Einsen besteht, zwischen denen Gruppen aus  k - 1  Nullen stehen. (Also ist z.B. für  b = 3  und  k = 2: y4 = 10101013 .) Dann lässt sich zeigen: Für  n > 2  ist  yn  in allen Basen  b  keine Primzahl, falls  k > 1  gerade ist.

Die Faktorisierung lässt sich konstruktiv angeben. Wie sieht sie in Basis  b  aus ?

Problem 51 stellte einen Spezialfall dieses Problems dar. Den dortigen Lösungsansatz kann man auch hier verwenden, um  yn  in geschlossener Form darzustellen. Analog zu Problem 51 kann man eine andere (äquivalente) rekursive Definition angeben :

y1 = 1 ,  yn+1 = yn·bk + 1

Für ungerade  k  gilt die Primzahl-Behauptung nicht. Primzahlen unter den  yn  sind dann zwar sehr dünn gesät, aber Sie können welche finden. Eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung ist:  yn  prim   →   n  prim  (warum?).



Lösung




k/2  ist eine natürliche Zahl, also erhalten wir für  n > 2  die folgende Zerlegung von  yn  mit Hilfe der geometrischen Reihe :

Zerlegung

Welche ganzzahligen Faktoren stecken in dieser Zerlegung? Wir setzen zur Abkürzung  x = bk/2 .

Für  n  ungerade hat  xn ± 1  die Nullstelle  -+ 1 , ist also durch  x ± 1  teilbar. Somit zerfällt  yn  in die beiden ganzzahligen Faktoren

Zerlegung

Für  n  gerade  hat  xn - 1  die Nullstellen  ± 1 , ist also durch  x2 - 1  teilbar. Somit zerfällt  yn  in die beiden ganzzahligen Faktoren

Zerlegung

Damit ist die zentrale Behauptung aus der Problemstellung bewiesen.  -  Für gerade  n  gibt es offenbar noch eine weitere Zerlegung, da  y2  ebenfalls ein Faktor ist (siehe Problem 51).

Mit der geschlossenen Form aus der geometrischen Reihe für  yn  lässt sich auch die zweite rekursive Darstellung der Folge  yn  in der Problemstellung durch Einsetzen leicht nachweisen.


Wie sehen die Faktoren in Basis  b  aus ?  An Beispielen werden einfache Muster deutlich :

Für  b = 7  und  k = 4  ist  y5 = 100010001000100017 = 1010101017·660066017 .

Für  b = 9  und  k = 2  ist  y7 = 10101010101019 = 11111119·8080819 .

Für  k = 4  ist  y6 = 100010001000100010001b = 100010001b·1000000000001b

      oder  y6 = 10001b·10000000100000001b  (der erste Faktor ist  y2 ).

Wir wollen die allgemeinen Zerlegungen in Form dieser Beispiele angeben (mit  a = b - 1 ).


n  ungerade :

Zerlegung

Beweis :  Zur Verdeutlichung schreiben wir die Anzahl der Stellen in den "Gruppen" als oberen Index der Folge. Der erste Faktor auf der rechten Seite ist dann :

Zerlegung

Also ist nur zu zeigen, dass der zweite Faktor gleich

Zerlegung

ist. Wir schreiben diesen zweiten Faktor als geometrische Reihe auf:

Zerlegung

Dann folgt aus

Zerlegung

die Behauptung.


n  gerade :

Zerlegung
Beweis :  Zu zeigen ist :

Zerlegung

Dies folgt aber direkt aus der Summe der geometrischen Reihe für  yn . -  Damit ist die Darstellung der Faktorisierung in Basis  b  vollständig.


Hinter der letzten Zerlegung steht die Beobachtung, dass sich bei geradem  n  die Einsen in  yn  in  n/2  Zweiergruppen teilen lassen. Das lässt sich leicht verallgemeinern :  Ist  n  keine Primzahl, also  n = q·r , so lassen sich die Einsen in  r  Gruppen mit je  q  Einsen teilen. Daraus folgt die schöne Formel, die sich wieder direkt aus der Summe der geometrischen Reihe für  yn  ergibt :

Zerlegung

Diese Formel ist auch für  k = 1  richtig (dann besteht  yn  nur aus Einsen).

Wir hatten uns in der Problemstellung auf  n > 2  beschränkt. Für  n = 2  ist die angegebene Zerlegung nicht möglich, weil einer der Faktoren  1  ist. In der Tat ist etwa  101b = b2 + 1  eine Primzahl für  b = 2, 4, 6, 10, 14, 16, ...

Für  n > 2  können also Primzahlen unter den  yn  nur bei  n  prim und  k  ungerade vorkommen. Für  k = 1  findet man etliche Primzahlen. Die kleinsten Primzahlen für  k > 1  erhält man mit  n = k = 3 : Dann ist  y3 = 73, 757, 262657, 1772893  für die Basen  b = 2, 3, 8, 11 . Die dritte dieser Zahlen ist auch  y3 = 262657  für  k = 9  und  b = 2 .



Publiziert 2010-03-29          Stand 2009-07-19


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