Manfred Börgens
Mathematik auf Briefmarken  # 75
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Marke und Stempel ICM 2006

Spanien 2006   Michel 4132


Internationaler Mathematiker-Kongress 2006


Der 25. Internationale Mathematiker-Kongress (ICM) fand 2006 in Madrid statt. Die Briefmarke zeigt das Logo des Kongresses und die arabischen Ziffern 1 bis 9 des Dezimalsystems aus dem Codex Vigilanus von 976. Rechts steht der Ersttagsstempel für die Marke  -  mit dem Logo, der Rekursionsformel für die Fibonacci-Zahlen und deren Zusammenhang mit der Goldenen Zahl  Φ .

Der Codex Vigilanus ist benannt nach seinem Autor, dem spanischen Mönch Vigilán aus dem Kloster San Martín de Albelda (daher auch Codex Albeldense), und ist einer der kostbarsten Schätze in der Bibliothek der Klosterresidenz El Escorial in der Nähe von Madrid. Der Codex enthält u.a. eine Abschrift der Weltchronik Crónica Albeldense von 883 und die auf der Marke abgebildete früheste Aufzeichnung der arabischen Ziffern im christlich-europäischen Kulturraum. Die iberische Halbinsel war zur Zeit des Vigilán im Norden von christlichen Königen beherrscht, im Süden von den islamischen Mauren. Es herrschte ein Klima relativer gegenseitiger Toleranz, das einen kulturellen und wissenschaftlichen Austausch möglich machte. Insbesondere gelangten arabische Überlieferungen mathematischer Texte aus der griechischen Antike und die indisch-arabischen Zahlen auf diesem Wege nach Nordspanien und von dort weiter nach Mitteleuropa.

Fibonacci (Leonardo da Pisa), dem die Zahlenfolge Fn auf dem Stempel ihren Namen verdankt, hat etwa 225 Jahre nach der Niederschrift des Codex Vigilanus mit seinem Buch Liber abbaci die arabischen Zahlen bei den europäischen Kaufleuten bekannt gemacht.

Das ICM-Logo steht auf dem Ersttagsstempel nicht zufällig neben den Fibonacci-Zahlen. Wir sehen 13 Spiralarme mit Krümmung im Uhrzeigersinn und 13 Spiralarme mit Krümmung im Gegenuhrzeigersinn; F7 = 13 ist die 7. Fibonacci-Zahl. Der Graphiker hat die farbigen Punkte auf neun konzentrischen Kreisen angeordnet. Auf jedem Kreis liegen 13 Punkte, die von einem Kreis zum Nachbarkreis um den Winkel 360°/26 verschoben sind.

Es soll angemerkt werden, dass diese Darstellung nicht den bekannten spiraligen Anordnungen in der Natur, z.B. bei Sonnenblumen, entspricht. Diese hätten sich besser zur Illustration der Fibonacci-Zahlen geeignet.

Auf jedem Mathematischen Weltkongress ist die Preisverleihung ein Höhepunkt. Die Fields-Medaillen wurden in Madrid an Andrei Okounkov (Russland), Terence Tao (Australien) und Wendelin Werner (Frankreich) verliehen; der Preisträger Grigori Perelman (Russland) lehnte die Annahme der Medaille ab. Jon Kleinberg (USA) erhielt den Nevanlinna-Preis für mathematische Informatik. Erstmalig wurde der Carl-Friedrich-Gauß-Preis für Anwendungen der Mathematik vergeben; Kiyoshi Itô (Japan) war der Preisträger.



Briefmarke zum ICM 1998 in Berlin

Für weitere Marken mit Bezug zum ICM siehe Index


Kategorie: Goldener Schnitt, Goldene Zahl, Fibonacci-Folge



Publiziert 2011-04-30          Stand 2011-05-02


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