Manfred Börgens
Mathematik auf Briefmarken  # 7
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Briefmarke des Monats April 2001

Marke mit Halley und al-Tusi   Dominica 1986

  Michel 959
  Scott 945



Edmond Halley (1656-1742)
Nasir al-Din al-Tusi (1201-1274)

Observatorium Jantal Mantar


Der Halley'sche Komet

Die Länder des Commonwealth gaben anlässlich des Erscheinens des Halley'schen Kometen (Ende 1985 bis Anfang 1986) über 200 (!) Briefmarken heraus, von denen eine hier gezeigt wird (Dominica ist ein winziger Inselstaat in der Karibik und nicht zu verwechseln mit der Dominikanischen Republik). Diese vielen Marken waren weitgehend thematisch und künstlerisch länderübergreifend abgestimmt und zeigten nicht nur Edmond Halley und "seinen" Kometen, sondern dokumentierten fast alles, was in engerem oder weiterem Zusammenhang mit diesem Kometen oder der Geschichte der Astronomie im Allgemeinen steht.

Der Halley'sche Komet umrundet die Sonne in etwas mehr als 76 Jahren (leicht unregelmäßig) in einer elliptischen, stark exzentrischen Bahn und kommt ebenso oft der Erde recht nahe, am 11.4.1986 bis auf 60 Mio. km. Dies war das 30. Erscheinen des Kometen seit der ersten historisch belegten Sichtung 240 v.Chr. in China.

Der Komet wurde 1985/86 von einer breiten Öffentlichkeit mit Spannung erwartet und von großer Publizität begleitet. Leider war sein Erscheinen enttäuschend. Seine Helligkeit war deutlich geringer als etwa im Jahre 1910. Ein eindrucksvolles Bild des Kometen konnte man nur im Fernrohr sehen. Wie prächtig ein Komet leuchten kann, sah man dann einige Jahre später, als im Frühjahr 1997 der Komet Hale-Bopp erschien. Ich wünsche den jüngeren Lesern dieser Rubrik, dass sie die nächste Wiederkehr des Halley'schen Kometen erleben werden, die für etwa 2061 erwartet wird.


Edmond Halley

Halleys lange Lebensspanne fiel in eine wissenschaftlich außerordentlich interessante Zeit. Er war Zeitgenosse von Huygens, Newton, Leibniz, der Bernoulli-Sippe und Euler.

Edmond Halley ist heute berühmt durch den nach ihm benannten Kometen. Allerdings wurden zu seinen Lebzeiten andere seiner wissenschaftlichen Beiträge höher eingeschätzt. Halley studierte in Oxford, wo er 1704 auch Professor für Geometrie wurde. Ab 1720 bekleidete er das renommierte Amt des "Astronomer Royal" an der Sternwarte in Greenwich. Seine Neigung galt in erster Linie der Astronomie, aber Halleys Werk umfasst auch Arbeiten zur Physik, Geophysik und Mathematik (u.a. Lösung von Polynomgleichungen).

1682 beobachtete Halley einen Kometen. Isaac Newton neigte zu der Auffassung, dass Kometen parabolische Bahnen beschreiben und somit nur einmal von der Erde aus gesehen werden können. Halley hinterfragte diese Position. Präzise Bahnmessungen, historische Studien zu früheren Kometensichtungen und die erst wenige Jahrzehnte vorher formulierten Kepler'schen Gesetze führten Halley zu der Einsicht, dass der 1682 beobachtete Komet auf einer elliptischen Bahn um die Sonne läuft und schon wiederholt von Menschen gesehen worden war. Er sagte die Wiederkehr des Kometen zutreffend für Dezember 1758 voraus.

Vor Halley war dieser Komet schon mindestens 25 mal von orientalischen und europäischen Astronomen registriert worden, aber niemand hatte gewusst, dass es sich dabei immer um den selben Himmelskörper handelte. Er trägt daher zu Recht Halleys Namen.


Nasir al-Din al-Tusi

Der Perser al-Tusi war einer der bedeutendsten orientalischen Gelehrten des 13. Jahrhunderts. Diese "Briefmarke des Monats" wurde zu seinem 800. Geburtstag ausgewählt. In seine Lebensspanne fiel die Invasion der Mongolen in die islamische Welt. Er schloss sich 1256 den Mongolen unter Hulegu an, einem Enkel Dschingis-Khans. Dieser machte ihn zu seinem Hofgelehrten und finanzierte ihm ein exzellent ausgestattetes Observatorium in Maragheh im Nordwesten Persiens. 1258 nahm al-Tusi an der Seite Hulegus an der Erstürmung Bagdads teil.

Al-Tusi gilt als einer der Begründer der ebenen und sphärischen Trigonometrie und verfasste zahlreiche weitere mathematische Werke, u.a. zur Logik und Geometrie. In seinem Observatorium schuf er Tafeln der Planetenbahnen und astronomische Instrumente.

1222, als al-Tusi 21 Jahre alt war, erschien der Halley'sche Komet. Er muss in diesem Jahr hell gestrahlt haben, denn Dschingis-Khan nahm ihn als Zeichen für die Aussendung seiner Reitertruppen nach Westen.


Astronomisches Observatorium Jantal Mantar

Der Bau des Jantal Mantar wurde im Jahr 1728 begonnen. Es steht in der Stadt Jaipur, Hauptstadt der indischen Provinz Rajasthan. Jantal Mantar ist das größte aus Stein gebaute Observatorium der Welt. Bis heute erlaubt es präzise Messungen der Ortszeit, des Laufes von Sonne, Mond und ausgewählter Planeten und Sterne sowie von Sonnenfinsternissen. Der Halley'sche Komet ist bisher vier Mal über Jantal Mantar erschienen.

Jantal Mantar war erst vor wenigen Jahren ein Zentrum der Feiern zur Jahrtausendwende.


Edmond Halley

Nasir al-Din al-Tusi




Kategorie: Arabische Mathematik



Stand 2003-02-09
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