Manfred Börgens
Mathematik auf Briefmarken  # 133
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Mathematikerinnen

Folge 5
Sofja Wassiljewna Kowalewskaja (1850 - 1891)


In früheren Zeiten, und teilweise bis heute, war es für Frauen schwer oder unmöglich, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. Dies gilt auch für die Mathematik. Es ist aber anzunehmen, dass sich mathematisches Talent bei Frauen etwas leichter entfalten konnte als eine naturwissenschaftliche Begabung, da letztere in der Regel einen Zugang zu Laboren benötigt, der Frauen vielfach verwehrt blieb. Mathematik lässt sich auch im Stillen ausüben. Viel schwerer ist es allerdings, eine öffentliche Wirkung eigener Forschung zu entfalten; das zeigen einige der hier vorgestellten Lebensläufe von Mathematikerinnen auf. In jüngerer Zeit findet man aber zunehmend erfolgreiche akademische Karrieren von Mathematikerinnen; einige von ihnen werden mit Briefmarken in dieser Reihe geehrt.

Der Begriff der "Mathematikerin" soll hier nicht allzu eng gefasst werden. Der Bezug der Frauen in dieser Reihe zur Mathematik ist mal mehr und mal weniger ausgeprägt und manchmal nur durch die Anwendung der Mathematik in anderen Gebieten bestimmt.

Die Reihe wird in unregelmäßigen Abständen weitergeführt werden.
frühere Beiträge:
→   Folge 1    Maria Mitchell
→   Folge 2    Maria Agnesi
→   Folge 3    Sophie Germain
→   Folge 4    Florence Nightingale

In Mathematische Philatelie: Maria do Pilar Ribeiro

Eintrag bei Marke # 119 (ohne Bild): Hilda Phoebe Hudson


2025 jährt sich der Geburtstag von Sofja Kowalewskaja zum 175. Mal. (Er liegt im Januar, diese Seite erscheint also ein wenig verspätet.)  –  Die UdSSR-Marke erschien zu ihrem 60. und die russische zu ihrem 105. Todestag, die Marke aus Moldau zu ihrem 170. Geburtstag.

Die Russin Sofja Kowalewskaja ist eine der herausragenden Frauen in der Geschichte der Mathematik. Zu ihrer Zeit waren Frauen in der akademischen Mathematik nicht vorgesehen. Gegen viele Widerstände erreichte sie eine Professur in Stockholm und überzeugte durch ihre Forschungsbeiträge und ihre Lehrveranstaltungen. Eine sehr positive Rolle in ihrer Karriere spielten ihr Ehemann, ohne dessen Begleitung und Unterstützung sie Russland nicht für ihre Studien hätte verlassen können, sowie die bedeutenden Mathematiker Karl Weierstraß (Berlin) und Gösta Mittag-Leffler (Stockholm), die sie trotz der Vorbehalte gegenüber Frauen an Universitäten förderten.

Sofja Kowalewskaja studierte zwei Jahre lang Mathematik in Heidelberg und danach drei Jahre lang in Berlin, dort allerdings als Privatschülerin von Weierstraß, da ihr eine Immatrikulation verweigert wurde. Sie wurde 1874 in Göttingen promoviert. Sie war die erste Frau, die einen Titel als Doktor (im heutigen Wortsinn) in Mathematik erlangte.

Für die nächsten sechs Jahre verabschiedete sich Sofja Kowalewskaja von der Mathematik (nicht freiwillig, denn sie versuchte vergeblich, eine adäquate Stellung in Russland zu erlangen) und lebte in ihrer Heimat mit ihrer Familie.

Ab 1880 wendete sich Kowalewskaja wieder der Mathematik zu, hielt einen Vortrag auf dem Kongress der russischen Naturwissenschaftler in St. Petersburg und publizierte mehrere Forschungsbeiträge. Sie reiste nach Berlin und Paris, in damalige Hochburgen der Mathematik.  –  Ihr weiteres Schicksal zeigt deutlich die Rolle auf, in der sich Frauen (und insbesondere Wissenschaftlerinnen) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befanden. Mittag-Leffler besuchte Kowalewskaja 1882 in Paris und war bereit, sich für ihre akademische Karriere einzusetzen. Aber sie lebte seit 1881 getrennt von ihrem Mann, was nach den damaligen gesellschaftlichen Konventionen eine Anstellung an einer Universität de facto unmöglich machte. Der Weg zu einer Professur wurde erst frei, als 1883 ihr Mann verstarb. Aus heutiger Sicht mag dieser Grund absonderlich erscheinen: Als Witwe besaß sie nun einen solch respektablen Stand, dass Mittag-Leffler sie erst als Privatdozentin und etwas später als Professorin an die Universität Stockholm holen konnte.

Sofja Kowalewskaja wurde bekannt für ihre Arbeiten in der Analysis und zu partiellen Differentialgleichungen (u.a. Satz von Cauchy-Kowalewskaja), ferner für Beiträge zur Mechanik und Optik.

Sofja Kowalewskaja starb mit 41 Jahren.

UdSSR-Brief Kowalewskaja

Russland 2010  Gedenkbrief zu Sofja Kowalewskajas 160. Geburtstag
Neben ihrem Portrait sieht man partielle Differentialgleichungen und ihre Unterschrift.



Publiziert 2025-08-25          Stand 2024-10-10


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