Manfred Börgens Mathematik auf Briefmarken # 94 |
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Transkei 1984 Michel 159 Scott 105
Nikolaus von Kues
Nikolaus von Kues (lat. Nicolaus Cusanus) (1401 - 1464) stammte aus dem Dorf Kues an der Mosel (lat. Cusa), das heute Stadtteil von Bernkastel-Kues ist. Er studierte in Heidelberg und Padua Philosophie und Kirchenrecht und trat schon in jungen Jahren in den Kirchendienst, was ihn schließlich bis in hohe Ämter als Kardinal im Vatikan und als Bischof von Brixen brachte.
Nikolaus von Kues war schon zu Lebzeiten berühmt und verehrt als Universalgelehrter. Sein besonderes Interesse galt der Mathematik und den Naturwissenschaften. Zur Mathematik sind mehrere Schriften von ihm erhalten, in denen er auch moderne infinitesimale Grenzwertmethoden vorwegnahm, u.a. zur Berechnung von π , zur Flächenberechnung und zum Zwischenwertsatz; sein besonderes Interesse galt der Quadratur des Kreises:
Nikolaus erkannte die Notwendigkeit einer Kalenderreform wegen der fortschreitenden Verlagerung des Frühlingsanfangs und der daraus resultierenden Fragwürdigkeit der Osterberechnung (siehe Briefmarke # 84). - Auf der Briefmarke sieht man ein schönes Beispiel für Nikolaus' naturwissenschaftliche Arbeit: Er gilt als Erfinder konkaver Brillengläser zur Korrektur von Kurzsichtigkeit.
Nikolaus von Kues hat sich das Spiel Ludus Globi (Spiel der (Welt-)Kugel) ausgedacht, das in erster Linie ein Geschicklichkeitsspiel ist, aber auch meditativ-religiösen Charakter hat. Dabei wird ähnlich wie beim französischen Boule eine Kugel so geworfen, dass sie möglichst nahe an einen Zielpunkt rollt. Dieser Zielpunkt liegt beim Ludus Globi in einem großen runden Spielfeld, ähnlich einer Zielscheibe. Dieses Spiel wird heute unter dem Namen Globoule vertrieben. Ein wesentlicher Unterschied zum Boule-Spiel ist, dass die Spielkugel (meist aus Holz) eine große Delle hat, die eine geradlinige Bahn beim Rollen weitgehend verhindert. Gleichzeitig mit dieser Briefmarkenseite erscheint Problem # 94, in dem die geometrischen Eigenschaften dieser Spielkugel analysiert werden.
Geburtsort und Grabstätte des Nikolaus von Kues sind auf vatikanischen Briefmarken dargestellt worden. Unten links sieht man sein Geburtshaus in Kues; dort wird sein Nachlass aufbewahrt, auch seine mathematischen Schriften und astronomischen Instrumente. - Nikolaus' Grab befindet sich in seiner Titularkirche San Pietro in Vincoli in Rom. Diese Kirche wurde Mitte des 5. Jh. geweiht und bis heute mehrfach umgestaltet. Der Name bedeutet Sankt Peter in Ketten nach den hier aufbewahrten Ketten, mit denen der Apostel Petrus in den Gefängnissen in Jerusalem und Rom gefesselt gewesen sein soll. Auf der Briefmarke unten rechts ist Nikolaus' Grabplatte mit einem von Andrea Bregno geschaffenen Relief zu sehen. Nikolaus kniet links, St. Petrus sitzt in der Mitte, rechts kniet ein Engel, der Petrus von den Ketten befreit.
Vatikan 1964 Michel 462 + 463 Scott 395 + 396
Publiziert 2016-02-08 Stand 2014-12-31