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Sylvia Börgens: Das Kind ist da, das Glück lässt auf sich warten

Sylvia Börgens: Das Kind ist da, das Glück lässt auf sich warten. Balance Buch + Medien Verlag (Bonn) 2010. 192 Seiten. ISBN 978-3-86739-051-4. 14,95 EUR, CH: 26,50 sFr.
Reihe: BALANCE Ratgeber.

Autorin

Dr. Sylvia Börgens ist Diplom-Psychologin, Geburtsvorbereiterin GfG, Trauerbegleiterin „Trauer erschließen“ mit eigener Praxis für Lebensberatung

Thema und Überblick

Das Buch ist ein Ratgeber, der laut Autorin für alle Leserinnen und Leser geeignet ist, bei denen sich nach der Geburt ihres Kindes nicht das „erwartete Glück“ (ebd., S. 7) einstellt oder denen eine Person nahe steht, bei der dies der Fall ist. Die Autorin will in diesem Ratgeber in kompakter Form Informationen und Ermutigung vermitteln. Und das gelingt ihr, indem sie beispielsweise mit gängigen Zuschreibungen und Vorurteilen aufräumt, sehr klar – auch wissenschaftliche Aussagen – formuliert und Bezug auf eine Vielzahl möglicher Lebenssituationen nimmt.

Aufbau und Inhalt

Schon in ihrer Einleitung wendet sich die Autorin direkt an die Leserinnen und Leser und formuliert zunächst eine „Gebrauchsanweisung“ für den Umgang mit dem Buch, damit auch bei einer vermuteten Zeitknappheit der Adressaten Gewinn aus den Darstellungen gezogen werden kann.

Anschließend werden im Prolog: Wo bitte geht’s zum Mutterglück sehr anschaulich Beispiele vorgestellt, welche Situationen mit der Geburt eines Kindes entstehen können. Die zentrale These dabei ist, dass die Geburt eines Kindes eine einschneidende Lebensveränderung darstellt, die von allen Beteiligten erst einmal bewältigt werden muss. Dabei kann es in einigen Fällen passieren, dass neben Erschöpfung und Ratlosigkeit auch gesundheitliche und seelische Beeinträchtigungen auftreten.
Die Autorin präsentiert in diesem Kapitel Schilderungen des Alltags mit einem Neugeborenen und ermöglichst es den Leserinnen und Lesern so, sich mit den eigenen Ängsten und Problemen in den Texten wiederzufinden. Und die persönlichen Erfahrungen werden immer auch gleich abstrahiert: Ängste und Ohnmachtsgefühle beispielsweise entstehen, weil wir vor dem Hintergrund von Idealen und Wertvorstellungen agieren, die nicht immer mit der Realität übereinstimmen.
Sehr wichtig und hilfreich sind in diesem Zusammenhang auch solche Bezugnahmen der Autorin auf generelle gesellschaftliche Entwicklungstrends, die die Betroffenen von persönlicher Verantwortung entlasten. So stellt Sylvia Börgens beispielsweise auf demografische Besonderheiten moderner Gesellschaften (geringe Geburtenzahl, Wegzug von den Eltern usw.) ab und zeigt damit einfühlsam: Fehlende Erfahrungen im Umgang mit Säuglingen sind nicht das persönliche Versagen der Eltern.

Doch trotz aller Entlastung von solchen Zuschreibungen macht die Autorin auch deutlich: Vor allem Mütter stellen mit der Geburt des Kindes Veränderungen an sich fest und fragen sich vielleicht, ob ein „Baby-Blues“ normal oder eine Krankheit ist. Unter der Überschrift „Könnte es sein, dass ich eine behandlungsbedürftige Depression habe?“ werden in diesem Kontext zunächst Begriffe und Zusammenhänge geklärt. Immer wieder führt die Autorin durch passende Beispiele behutsam an Ängste und Fragen heran. Dabei kann sie zeigen, dass manche „Eigenart“ in dieser Phase der Mutterschaft völlig rational begründet ist und noch keine Depression darstellt. Behandlungsbedürftige Stimmungslagen können dem gegenüber zum Beispiel erkannt werden, wenn der von der Autorin vorgestellte Fragebogen, die Edinburgh-Skala, genutzt wird.

Im Kapitel „Wie bin ich in dieses Stimmungstief hineingeraten?“ liefert die Autorin Erklärungen zu den Ursachen von Stimmungsschwankungen und Depressionen. Dabei kann sie wissenschaftliche Erkenntnisse so transportieren, dass sie verständlich und am eigenen Fall nachprüfbar sind.

Beginnend mit dem Kapitel „Belastung und Entlastung: Was bringt mir jeder Tag?“ werden nachfolgend viele hilfreiche Wege beschrieben, den eigenen Gesundheits- und Gemütszustand zu verbessern. Zuerst wird durch Beispiele und Instrumente (z. B. Tagesprotokoll) die Diagnose der eigenen Situation angeregt. Anschließend werden konkrete Lösungsansätze vorgestellt. Immer wieder erklärt die Autorin dabei, welche Hintergründe hinter bestimmten körperlichen und emotionalen Reaktionen stehen, und zeigt die Handlungsfelder der Alltagsbewältigung auf: äußere Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Baby-Ausstattung sowie die eigene Ernährung, die Kommunikation mit dem Neugeborenen, die eigene Vergangenheit, die Gestaltung des sozialen Netzes und professionelle Hilfsangebote, die eigenen Bedürfnisse und Wünsche sowie die Partnerbeziehung.

Das Kapitel „Wie können wir unserem 'Sorgenkind' beistehen?“ richtet sich explizit an das soziale Umfeld von Müttern nach der Geburt. Die Autorin verweist darin noch einmal auf die für verschiedene Personengruppen, also Eltern, Partner usw., jeweils besonders geeigneten Textabschnitte der vorangegangenen Kapitel und gibt eine Zusammenfassung der zentralen Befunde und Erklärungen. Anschließend werden Hilfsangebote beschrieben, die auch die „andere Seite“ (ebd., S. 152) von sozialer Unterstützung berücksichtigen: die Mutter mit Hilfen nicht zu bevormunden und ihr Selbstwertgefühl zu stärken.

Im Ausblick: Werden wir eines Tages wieder glücklich sein? skizziert die Autorin über ausgewählte Fallbeispiele Zukunftsszenarien, die den Betroffenen Anregungen geben, aber auf jeden Fall Mut machen, die eigene Situation nicht als unabänderlich hinzunehmen.

Im Anhang des Buches finden sich eine Kopiervorlage für eine „Positiv-Liste“ und das Tagesprotokoll, viele hilfreiche Buchempfehlungen und empfehlenswerte Webseiten sowie die verwendete Literatur.

Fazit

Der Ratgeber „Das Kind ist da, das Glück lässt auf sich warten“ wird in allen Punkten den Anforderungen an ein solches Buch gerecht: Die Autorin schreibt verständlich und nachvollziehbar – auch wissenschaftliche Befunde werden so transparent gemacht, sie nimmt die Leserinnen und Leser durch eine Vielzahl von Beispielen immer mit und liefert Lösungsansätze, ohne dabei belehrend zu sein. Es sind lediglich Angebote, die formuliert werden, keine Vorschriften und Leitsätze. Und das macht dieses Buch m. E. wertvoll: Leserinnen und Leser erhalten Anregungen, müssen den für sich selbst und ihre Situation passenden „Mix“ aus Lösungen wählen und erhalten dabei Unterstützung in Form von Checklisten, weiterführenden Buchempfehlungen und Links – ganz im Sinne eines Empowerment.

Die Lesbarkeit des Buches wird etwas durch die gewählte Form beeinträchtigt: Nicht immer sind Kapitel- und Zwischenüberschriften und Merksätze gut voneinander zu unterscheiden, manchmal wirkt die Gesamtstruktur etwas beliebig. Aber positiv hervorzuheben sind die Zusammenfassungen zu jedem Kapitel, die vor allem ein kursorisches Lesen – unter Zeitdruck – sowie eine Vorauswahl der Kapitel, die besonders interessant, hilfreich oder passend erscheinen, sehr gut ermöglichen.


Rezensentin
Dr. Dagmar Brand
Bildungsforschung, Frauen- und Geschlechterforschung, Familienforschung, soziale Ungleichheit
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Zitiervorschlag
Dagmar Brand. Rezension vom 16.09.2010 zu: Sylvia Börgens: Das Kind ist da, das Glück lässt auf sich warten. Balance Buch + Medien Verlag (Bonn) 2010. 192 Seiten. ISBN 978-3-86739-051-4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, http://www.socialnet.de/rezensionen/9455.php, Datum des Zugriffs 16.09.2010.


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